Sonntag, 3. April 2016

Berliner Zeitung: Wo der Valpolicella Pfeffer kriegt

Wer als Weinfreund in Italien unterwegs ist, dem wird so schnell nicht langweilig. In keinem anderen Weinland wartet eine so große Vielfalt auf Entdeckung: bezaubernde Tropfen aus unterschiedlichsten Rebsorten, die zur regionalen Küche viel Freude bereiten. 

  Eine Region, die mit besonders unterschiedlichen Stilistiken aufwartet, ist das Veneto. Die fruchtbare Gegend im Hinterland von Venedig wird als Garten Italiens bezeichnet, dank mildem Klima und Schwemmlandböden kann hier auch Wein in sehr großen Mengen erzeugt werden. Prosecco, einfacher Pinot Grigio oder Merlot tritt von hier aus seine Weltreise an. Auch der im Veneto heimische Valpolicella wird in Massen und zuweilen recht schlicht auf den Markt gebracht. 

  Aber es gibt eben auch Winzer, die es viel besser machen. Einer davon ist Graziano Prà vom gleichnamigen Familienbetrieb. Das Weingut liegt eigentlich im Herzen des Weinbaugebiets Soave Classico und war schon länger für seine exzellenten Weißweine bekannt. Als sich im Jahre 2001 aber die Möglichkeit ergab, Rebflächen im Valpolicella-Gebiet zu erwerben, musste Prà nicht lange überlegen. 

  Damals konnte er acht Hektar Land kaufen, mit dem Ziel, erstklassige Rotweine zu bereiten. Dafür wurden die Rebflächen komplett bepflanzt und werden nun biologisch bewirtschaftet. Die in der Region typischen Rebsorten wie Corvina und Rondinella, die der klassischen Valpolicella-Cuvée Farbe, Körper, Kirschfrucht und feinbittere Noten mit auf den Weg geben, sind auch hier zu finden. Aber Graciano Prà gehört zu den wenigen Winzern, die sich um den Anbau der sehr seltenen, autochtonen Rebsorte Oseleta kümmern: eine fast ausgestorbene Sorte, die sehr wenig Ertrag hervorbringt, aber dafür die Valpolicella-Cuvée mit vielschichtigen pfeffrigen Aromen und dem gewissen Extra bereichert.  

  Die Königsdisziplin im Valpolicella-Gebiet ist natürlich der alkoholreiche Amarone aus getrockneten Trauben, der auch hier exzellent ausfällt. Wer leichtere Weine liebt, dem sei der Valpolicella ans Herz gelegt. Der granatrote Wein verströmt intensive Aromen von Sauerkirsche, roten Beeren und frisch gemahlenem, schwarzem Pfeffer. Am Gaumen zeigt sich eine fast scharfe, pfeffrige Würze, hinzu kommt ein geschliffenes Tannin-Gerüst mit feinem bitteren Biss im Finish, mit mineralischem Eindruck und einer erfrischenden Säure. Dieser fruchtbetonte, frisch-würzige und elegante Rotwein fällt mit 12,5 Prozent Alkohol leicht aus und überrascht mit seiner Aromenfülle - der perfekte Begleiter zu Penne all'arrabiata, Risotto oder Pizza.  

  2014 Valpolicella Morandina  

  Prà/Veneto, 11,50 Euro. Bezugsquellen über www.vip-weine.de,Tel. (0 22 33) 97 92 60.


Fazit: Der leichte Rote wird von Glas zu Glas schwerer.

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