Donnerstag, 10. März 2016

20min.ch:Jugendtreffs sollen Alkohol ausschenken

Der Grosse Rat hat am Mittwoch eine Motion verabschiedet, die den Alkohol-Ausschank in Jugendzentren fordert. Das politische Anliegen stiess nur auf geringen Widerstand.


In Basler Jugendzentren soll künftig Alkohol fliessen. Dafür sprach sich am Mittwoch die Mehrheit des Grossen Rats aus. Mit 68 Ja-Stimmen wurde eine Motion von SP-Grossrat Thomas Gander, die das Ende eines Alkohol-Verbotes in Jugendhäusern fordert, der Regierung überwiesen. 19 Grossräte stimmten dagegen, vier enthielten sich der Stimme.
Die Forderung stiess parteiübergreifend auf grosses Verständnis. «Das aktuelle Verbot wirkt sich kontraproduktiv auf die Prävention aus», äusserte sich Otto Schmid (SP). Die Jugendarbeit könne durch einen zeitgemässen, moderaten Umgang mit Alkohol der Realität angepasst werden. «Jugendliche sollen auf dem Weg ins Erwachsenenleben gestärkt werden. Hören wir auf, Alkohol zu verteufeln», so Schmid. Auch das liberale Lager unterstützte das Ende des Verbotes. «Wenn Jugendliche nicht in einem Treff das verantwortungsvolle Trinken lernen, wo dann?», fragte LDP-Grossrat Raoul Furlano und prognostizierte eine Erfolgsgeschichte.
Kritik und Bedenken
Doch auch kritische Stimmen wurden laut. «Es entsteht der Eindruck, dass Jugendliche ohne Alkohol nicht überleben können», bemängelte SVP-Mann Bruno Jagher und sprach sich im Namen der Abstinenzbewegung gegen eine steigende Rate von Leberzirrhose aus. Annemarie Pfeifer (CVP/EVP) äusserte ihre Bedenken, dass Eltern ihre Kinder künftig nicht mehr unbesorgt in Zentren schicken können: «Ich hoffe nicht, dass Jugendliche künftig im Jugentreff zwei Bier konsumieren und anschliessend weiterziehen, um sich woanders dann richtig zu betrinken.»
Jugendarbeiter für Alkohol-Ausschank
Die IG Kind und Jugend Basel (Kiju) hatte bereits im Vorfeld der Grossrats-Sitzung geäussert, dass ihr die Motion in die Hände spiele: «Verbote haben stets nur zu einem sozial unkontrollierbaren, heimlichen, häufig exzessiven Trinkverhalten ausserhalb der Jugendhäuser geführt – danach kehrte man verladen wieder an die Party im Jugendzentrum zurück», so Albrecht Schönbucher, Vorstand der IG Kiju und Geschäftsführer der Jugendarbeit Basel. Er sei der Überzeugung, dass in der Jugendarbeit eine glaubhafte Auseinandersetzung mit dem Thema Alkohol stattfinden muss.
Diese Meinung vertritt auch Jugend-Psychologe Allan Guggenbühl. «Bei Jugendlichen ist es praktisch unmöglich, ihnen Dinge zu verbieten, die sich Erwachsene erlauben», so Guggenbühl. Alkohol in Jugendtreffs halte er für richtig. 


Kernsatz: “Hören wir auf, Alkohol zu verteufeln.“



Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen

Zensiert wird nicht. Allerdings behalte ich mir vor, Kommentare mit verletzendem Inhalt (Hass, Rassismus, Sexismus) von der Veröffentlichung auszuschließen.