Montag, 14. März 2016

20min.ch: Geld, Alkohol und Sex machen Agenten schwach

Was tönt wie in einem James-Bond-Film, ist auch heute noch Realität: Spioninnen versuchen, einflussreiche Schweizer auszuhorchen.


Die Nachricht, dass ein Schweizer Geheimdienst-Mitarbeiter wegen einer Liaison mit einer Russin entlassen worden sei,sorgt für Aufsehen. Sein Arbeitgeber, der Bund, hüllt sich in Schweigen – es ist unklar, ob und welche Geheimnisse die unbekannte Frau dem Russland-Verantwortlichen des Nachrichtendiensts entlockt hat.
Er wäre bei weitem nicht der erste einflussreiche Mann, der in die Liebesfalle tappt. «Honey trapping» nennt sich das Anbandeln zwecks Informationsbeschaffung im englischsprachigen Raum. Ein Geheimdienst-Kenner, der anonym bleiben will, sagt auf Anfrage von 20 Minuten: «Solange der Mensch in Geheimdiensten die Arbeit macht, wird es immer solche Fälle geben.» Die Spioninnen appellierten an grundmenschliche Bedürfnisse. «Agenten haben drei Schwachstellen: Geld, Alkohol und Sex.»
Human Intelligence bleibt wichtig
In ihrer Ausbildung würden Nachrichtendienst-Mitarbeiter zwar für diese Gefahren sensibilisiert. «Allerdings verpuffen die Warnungen unter Umständen schnell, wenn es ernst gilt.» Komme es zu einer potenziell problematischen Beziehung, sei es nur richtig, dass die Geheimdienstführung reagiere. Neben einer Entlassung sei auch eine Versetzung denkbar. «Das ist ja nicht ungewöhnlich. Auch ein hochrangiger Bankangestellter wird unter Umständen versetzt, wenn er durch seine privaten Beziehungen die Interessen der Firma zu verletzen droht.»
In Zeiten von Abhör-Skandalen seien Cyber-Angriffe zwar verbreiteter als der Einsatz von Spioninnen. «Aber die sogenannte Human Intelligence wird immer bedeutsam bleiben: Wenn ich die Absichten einer Person erfahren will, finde ich diese nicht in ihrem Handy, sondern bin besser bedient, wenn ich ihr Vertrauen gewinne und ihr gezielte Fragen stelle.»
Berühmte Beispiele
Während viele Spionage-Fälle nie an die Öffentlichkeit gelangen, gingen andere um die Welt. So etwa jener der Russin Anna Chapman: Die Tochter eines ehemaligen KGB-Offiziers soll unter anderem versucht haben, den Whistleblower Edward Snowden zu verführen.
Ein mutmassliches Opfer war auch der britische Kriegsminister John Profumo. 1961 hatte er eine Affäre mit der attraktiven Christine Keeler. Diese soll Geheimnisse an einen weiteren Geliebten, den Marineattaché der sowjetischen Botschaft, weitergegeben haben. Profumo musste den Hut nehmen, obwohl der Spionagevorwurf gegen Keeler später fallen gelassen wurde.
Bereits im Ersten Weltkrieg ging Mata Hari als Spionin in die Geschichte ein. Die niederländische Nackt-Tänzerin diente den Deutschen unter dem Decknamen H21 und wickelte einen gegnerischen Offizier nach dem anderen um den Finger. 1917 verurteilte ein französisches Militärgericht die 41-Jährige zum Tod.
Alexandrea und die Schweizer Politiker
Auch in der Schweiz müssen sich die Behörden nicht zum ersten Mal mit dem Liebesleben wichtiger Persönlichkeiten befassen. 2011 verlor der Chef der Bundeskriminalpolizei seinen Posten, weil er seine russische Freundin auf eine Geschäftsreise nach St. Petersburg mitgenommen hatte. Und in den 80er-Jahren soll eine Schönheit namens Alexandrea die Schweizer Parlamentarier gleich reihenweise um den Verstand gebracht haben. «An ihrem Busen ruhte das halbe Parlament», schrieb die Boulevard-Presse damals.
Wie die NZZ berichtete, flog die Spionageaffäre auf, weil die libysche Botschaft «erstaunlich gute Kenntnisse aus den Geheimbereichen diverser Bundesämter» besass. In Untersuchungshaft gestand Alexandrea, im Dienst Libyens zu stehen.


Fazit: Nicht nur Agenten haben Schwachstellen.


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