Sonntag, 24. April 2016

Nordkurier: Bier auf Wein, das lass sein?

Ein gutes Bier braucht sieben Minuten
Über Geschmack lässt sich bekanntlich hervorragend streiten. Die Experten vom Deutschen Brauer-Bund in Berlin sind aber der Ansicht: " Ein frisches Bier kann und sollte in maximal zwei bis drei Minuten gezapft werden."  Begründen können die Fachleute das natürlich auch: " Durch zu langes Zapfen verliert Bier viel Kohlensäure und wird schneller warm und schal."
Dunkles Bier ist stärker als helles Bier
Diesen Eindruck mag zwar manch einer nach dem Genuss mehrerer dunkler Biere gewinnen, aber das täuscht. " Richtig ist vielmehr, dass es keinen grundsätzlichen Zusammenhang von Farbe und Alkoholgehalt des Bieres gibt" , weiß man beim Deutschen Brauer-Bund.
Die dunklere Farbe komme lediglich zustande, weil andere Malzarten, etwa Dunkel- oder Röstmalze, beim Bierbrauen verwendet werden. Diese verleihen dem Bier zwar eine intensivere Färbung und einen anderen Geschmack, verändern aber den Alkoholgehalt nicht automatisch.
Ein Alkoholfreies enthält keinen Alkohol
Alkoholfreies Bier hat oft noch einen Restalkoholgehalt. Laut deutschem Lebensmittelrecht darf sich ein Bier immer dann " alkoholfrei"  nennen, wenn es nicht mehr als 0,5 Prozent Alkohol enthält. Das ist allerdings ein Wert, den auch Fruchtsäfte im Zuge der natürlichen Gärung erreichen können. Komplett alkoholfreie Biere mit 0,0 Prozent Alkohol sind erst seit wenigen Jahren auf dem Markt. Bockbier hat seinen Namen vom Ziegenbock
Ein Ziegenbock ziert zwar in der Tat das Etikett so mancher Bockbierflasche, aber das ist lediglich ein guter Marketing-Gag. Mit den gehörnten Vierbeinern hat das Starkbier nämlich nichts zu tun. Namensgeber war vielmehr die ehemalige Hansestadt Einbeck in Niedersachsen. Dort braute man schon im Mittelalter ein beliebtes Starkbier, das sich aufgrund des hohen Alkoholgehaltes lange hielt und somit hervorragend exportieren ließ.
Im 16. Jahrhundert lieferte Einbeck dieses Bier unter anderen an den herzoglichen Hof Wilhelm V. nach Bayern. Der war so begeistert davon, dass er es gern bei sich zu Hause brauen lassen wollte. Also holte er sich 1614 den Einbecker Braumeister Elias Pichler nach München, wo der fortan original " Einbecker"  Bier braute, im damaligen Deutsch " Ainpöckisch"  Bier. Die Bayern machten daraus das " Oambock" . Und dann war es nur noch ein kurzer Weg zum " Bockbier" . Altbier ist alt, also besonders lange gelagert.
Das Altbier heißt nicht etwa so, weil es überdurchschnittlich lange aufbewahrt wurde. Die Bezeichnung bedeutet nur, dass es nach " alter Brauart"  hergestellt wurde, und zwar mit sogenannten obergärigen Hefen. Die haben den Vorteil, dass sie bei Temperaturen von etwa 15 bis 25 Grad Celsius im Gärprozess einsetzbar sind, wogegen untergärige Hefen es mit etwa 5 bis 10 Grad Celsius kühler mögen. Mit anderen Worten: In früheren Zeiten, in denen es noch keine elektrische Kühlung gab, waren obergärige Hefen das Mittel der Wahl, wenn es ums Bierbrauen ging. Bier auf Wein,  das lass lieber sein
Bier auf Wein, das lass sein! Wein auf Bier, das rat'  ich dir! Man muss kein Mediziner sein, um zu wissen, dass es dem Kater am nächsten Morgen herzlich egal ist, in welcher Reihenfolge man das Bier und den Wein getrunken hat. Durcheinandertrinken ist immer schlecht. Die Menge macht' s, und zwar im wahrsten Sinne des Wortes. Wer es nicht glauben will, kann es ja im furchtlosen Selbstversuch ausprobieren.Der Gerstensaft ist unbegrenzt haltbar
Das könnte man meinen, schließlich enthält Bier ja konservierenden Alkohol. Allerdings ist diese Menge bei einem normalen Bier viel zu gering, als dass sie die Alterung auf Dauer wirkungsvoll aufhalten könnte. Deshalb hat es in Deutschland ein Mindesthaltbarkeitsdatum, das den besten Geschmack gewährleistet.
Der britische Hobbytaucher Jim Phillips wollte es nicht glauben und öffnete eine der sieben Flaschen Bier, die er beim Tauchen vor der walisischen Küste in einem alten Schiffswrack aus dem Jahre 1894 gefunden hatte. " Es hat ein schal und säuerlich geschmeckt" , kommentierte Phillips damals das Geschmackserlebnis.


Fazit: Für jede Trinkregel gibt es Ausnahmen.

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