Freitag, 15. April 2016

Handelsblatt: FALKENSTEINS WEINMACHER: Das goldene Erbe des Markgrafen

Es gibt ein Foto von Sven Nieger, das ihn bei nächtlicher Arbeit in den Reben mit Stirnlampe zeigt. Als er begann, sein Weingut in Varnhalt bei Baden-Baden aufzubauen, arbeitete er zusätzlich bei einem Winzer in der Südpfalz. Da fuhr er täglich 70 Kilometer hin und zurück. Es war oft schon dunkel, wenn er nach seinen eigenen Reben schaute.

Seine Familie hatte nichts mit Weinbau zu tun. Der Vater war Bauingenieur.  Doch ihn faszinierte die Welt der Reben. Er schnupperte bei einem benachbarten Winzer, mit 22 Jahren war's beschlossen: Er studierte an der Wein-Uni Geisenheim.

Nach und nach pachtete er Weinberge. Die Zeit war günstig, denn die Genossenschaft im Nachbardorf Umweg hatte aufgegeben. Ältere Winzer bestellten ihre Rebgärten nicht mehr. In der besten Lage dort, die so hieß wie der einstige Besitzer, verwilderten wertvolle Stücke. 1462 hatte Markgraf Karl I. von Baden seinen Leibkoch Hans Stichdenbuben damit belohnt.

2013 war das offizielle Jahr der Betriebsgründung. Acht Hektar sind's heute.  Wie er das finanziell gestemmt hat? "Das frage ich mich selbst. Irgendwie beißt man sich durch."

Nieger hat seinen Riesling in dem ursprünglichen Teil des steilen Stich-den-Buben-Berges stehen. Sein 13er, ein kraftvoller Trunk, ist auch im dritten Jahr immer noch arg jung und verschlossen. Am besten dekantieren. Der Wein kommt schnörkellos daher mit dichten Stein-und Fruchtaromen. Er duftet nach Majoran und schmeckt nach seltenen Äpfeln. Die an sich hohe Säure ist wundersam von Mineralien eingebunden. Zur Seezunge mit viel Butter.

Stich den Buben Jahrgang 2013 Rebsorte Riesling Anbaugebiet Baden Analyse 12,4° Alkohol, 8,2 gSäure, 2,3 gRestzucker (Liter) Trinken bis 2018 Preis ab Lager 15,00 Euro Weingut Sven Nieger Gartenstraße 21 76534 Varnhalt Telefon 07223 - 28 37 795 info@sven-nieger.de www.sven-nieger.de


Fazit: Der Winzer beißt sich, der Säufer trinkt sich durch.

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