Dienstag, 19. April 2016

Frankfurter Rundschau: Gobaler Rebensaft: USA konsumieren am meisten Wein / Deutschland ist größter Importeur der Welt



Wer trinkt am meisten Wein? Nein, es sind nicht die Franzosen oder Italiener, sondern Amerikaner. Laut Statistik der Internationen Organisation für Wein (OIV) tranken sie 2015 mehr als 31 Millionen Hektoliter. Damit liegen sie in Summe vor allen traditionellen Weinbauländern.

Und während dort weniger Wein als früher getrunken wird, haben die Deutschen mit einem Jahreskonsum von 20,5 Millionen Hektolitern Wein zu den Italienern aufgeschlossen und dürften sie bald überholen. Drei Viertel davon, nämlich 15,1 Millionen Hektoliter Wein, wird nach Deutschland importiert. Es ist damit das wichtigste Einfuhrland für Rot- und Weißwein sowie Champagner, deutlich vor Großbritannien und den USA.

Insgesamt wurden im vergangenen Jahr 240 Millionen Hektoliter Rebsaft mit oder ohne Kohlensäure getrunken, ebenso viel wie im Vorjahr. Die Chinesen haben vor allem mitgeholfen, die abnehmende Trinklust in Frankreich, Italien oder Spanien zu kompensieren. Mit 16 Millionen Hektolitern nehmen sie heute mehr Wein zu sich als etwa die Spanier oder die Briten.

Und dieser Trend wird sich in nächster Zeit noch verstärken. China bekommt nämlich immer mehr Weinberge: Seit der Jahrtausendwende hat die Anbaufläche im Reiche der Mitte um 11 Prozent zugenommen, während sie in Frankreich, Spanien, Italien und der Türkei zusammen im gleichen Zeitraum um 6 Prozent abgenommen hat. Mit 830 Millionen Hektar verfügt China heute schon über mehr Rebfläche als Frankreich. Nur in Spanien ist sie größer, wenngleich rückläufig.

Chinas Weinberge haben noch relativ geringe Erträge. Doch wie OIV-Direktor Jean-Marie Aurand bei einer Pressekonferenz in Paris erklärte, ist es eine Frage der Zeit, bis auch die Chinesen den Weinbau besser meistern. Es wird vielleicht nicht für Qualitäten wie im alten Europa reichen, aber mengenmäßig dürften die chinesischen Weine bald ihren Siegeszug um die Welt antreten.

Wiesehr die Globalisierung im Winzergeschäft voranschreitet, zeigen auch die Weinexporte. Zugenommen haben sie im letzten Jahr aus den USA und der südlichen Hemisphäre. Spanien bleibt volumenmäßig das Hauptausfuhrland für Wein; Frankreich erzielt mit seinen teuren Edelsäften aus den Anbauregionen Bordeaux, Burgund und der Champagne die höchsten Exporterlöse. Doch Herstellerlände wie USA, Chile oder Neuseeland schafften 2015 einen noch viel höheren Ertragszuwachs von bis zu 26 Prozent.

Alles in allem erlaubt der Weinbau noch wachsende Margen, obwohl die Anbauflächen und der Konsum in etwa konstant bleiben. Der Handel um die Welt nimmt ebenfalls zu: “Von fünf Flaschen werden mehr als zwei nicht im gleichen Land getrunken, in dem sie abgefüllt werden“, stellte Jean-Marie Aurand fest.

Ob und wie stark die globale Klimaerwärmung Einfluss auf die Anbaugebiete und Handelsströme hat, lässt sich laut dem OIV-Direktor nicht sagen. Fürs erste, so sagte Aurand, fürchteten die Winzer weniger die früheren Ernten und den höheren Alkoholgrad; nötig würden hingegen Vorkehrungen gegen die zunehmende Naturgewalt in Form von Trockenheit, Sintflutregen oder Schädlingswanderungen.

Unbestreitbar ist, dass Länder wie Spanien oder Nordafrika langfristig generell zu den Hitzeopfern der Klimaerwärmung zählen könnten. Auch in Frankreich oder Italien wandern die Idealbedingungen bei einer Temperaturzunahme um ein Grad knapp 200 Kilometer nach Norden. Das Champagnerhaus Taittinger hat in England kürzlich Rebberge gekauft, um dort Schaumwein zu produzieren.


Fazit: Beim Wein ist die BRD Importweltmeister.




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