Montag, 11. April 2016

blick.ch: Alkohol unter der Bundeshauskuppel: «Politiker trinken mehr als Durchschnittsbürger»

Politiker nehmen an vielen Anlässen teil, an denen auch Alkohol fliesst. Gibt es im Bundeshaus also ein Alkohol-Problem? Generell zwar nicht, in Einzelfällen aber schon, sagt SP-Nationalrat und Blaues-Kreuz-Präsident Philipp Hadorn (SO).


Toni Brunner (SVP), Christophe Darbellay (CVP) und Philipp Müller (FDP) prägten als Parteichefs jahrelang die Schweizer Politik. Jetzt geben sie da Präsidium ab – und geben im grossen BLICK-Interview viele persönliche Einblicke. So etwa auch über feuchtfröhliche Zugreisen.
Da stellt sich die Frage: Wie viel Bier und Wein gehört zum Politikerdasein dazu? Fliesst in der Politik gar zu viel Alkohol?

SP-Hadorn: «Parlament ist ein Spiegel der Gesellschaft» 

«Politiker bewegen sich in einem Umfeld, wo es mehr Anlässe mit Alkohol gibt. Manche sind dieser Versuchung nur mässig gewachsen. Und auch der soziale Druck zum Alkohol-Konsum ist sicher grösser», sagt SP-Nationalrat Philipp Hadorn (SO). Der Präsident des Blauen Kreuzes ortet unter der Bundeshauskuppel «zwar kein generelles Alkohol-Problem, aber doch einen eher überdurchschnittlichen Konsum».
Es gebe allerdings durchaus auch einzelne Fälle, wo es zu Alkoholmissbrauch komme, so Hadorn. «In der Schweiz sind 250'000 Menschen alkoholsüchtig – und das Parlament ist ein Spiegel der Gesellschaft. Allerdings habe ich noch keinen Kollegen erlebt, der deswegen seine Arbeit nicht erledigen konnte.»
Hadorn wünscht sich trotzdem, «dass Politiker ihren Alkoholkonsum stärker hinterfragen und verantwortungsbewusster damit umgehen». Hadorn selbst verzichtet ganz auf Alkohol. «Ich bin aber kein Dogmatiker. Wichtig ist die Konsumkompetenz.»

CVP-Gmür: «Im Grossen und Ganzen kein Problem»

Anders sieht es CVP-Nationalrat Alois Gmür (SZ): «Nein, im Grossen und Ganzen ist es kein Problem. Auch wenn Politiker tendenziell wohl mehr Alkohol trinken als der Durchschnittsbürger», sagt der Bierbrauer. Man sei viel unterwegs und nehme an vielen Anlässen teil, wo es auch mal lustig zu und her gehe. «Man muss aber das richtige Mass finden – und in der Regel merkt man, wo die Grenze ist.» Er selbst trinkt fast nur Bier. «Sicher einen Liter pro Tag», so Gmür – und schiebt lachend nach: «Bier gibt weniger Kopfweh.»
Natürlich trinke man nach getaner Parlamentsarbeit mal ein Bier zusammen, erklärt BDP-Präsident Martin Landolt. «Da fliesst aber nicht mehr oder weniger Alkohol als im normalen Leben. Es gilt Masshalten – nicht nur beim Trinken, sondern auch beim Essen.» Substanzielle Probleme ortet er im Bundeshaus keine. «Jeder bringt seine Leistung. Zudem sind Politiker sehr exponiert und wissen sich zu benehmen.» Er selber trinke nicht regelmässig Alkohol. Und wenn, dann eher abends mal ein, zwei Bier. «An Mittagsanlässen nehme ich aber lieber ein Mineralwasser.»


Fazit: Ist Politik ein trockenes Geschäft?

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