Zählte
man vor einem halben Jahrhundert gut 200.000 Bistros in Frankreich, so
sind es heute weniger als 35.000. Jahr für Jahr werfen mindestens
weitere 500 Cafébesitzer das Handtuch. Als eine existenzielle Krise wird
der Niedergang vom nationalen Gaststättenverband Synhorcat bezeichnet.
Hauptverantwortlich ist ihm zufolge das strenge, im Januar 2008
eingeführte Rauchverbot in Restaurants und Cafés, welches beinahe allen
Bistros Umsatzeinbußen von bis zu 30 Prozent bescherte.
Doch
das eigentliche Problem ist ein anderes: Bistros kommen aus der Mode.
Die Zeiten sind vorbei, in denen zumindest männliche Franzosen morgens
im Stammbistro den ersten Café noir tranken und dabei einen Blick in die
Zeitung warfen, während der Mittagspause für ein Sandwich oder
Mittagstisch wiederkamen und schließlich den Arbeitstag mit einem Glas
Rotwein oder Pastis beschlossen.
Meist sind es nur
noch die älteren Menschen, die in den Bistros für Umsatz sorgen. Für
diese "Piliers de bar" (Tresenpfeiler), wie verdiente Stammkunden in
Frankreich genannt werden, ist das Bistro ein Lebensmittelpunkt
geblieben, wo man seine Bekannten und Freunde trifft. Aber für die
jüngeren Generationen gilt das nicht mehr. Sie kommunizieren über
Facebook und treffen sich lieber in modernen Bars, die neben einem
angesagten Dekor laute Musik, Cocktails und drahtloses Internet bieten.
Nicht
die Traditionspflege, sondern eine "überlebensnotwendige
Modernisierung" sei das Gebot der Stunde, heißt es deswegen bei
Synhorcat. Die Bistros müssten dem Zeitgeist folgen, und dazu gehöre
eine Änderung der Karte und bestenfalls auch "hübsche Kellnerinnen wie
in den Szenebars". Fragt sich nur, ob ein auf edel gequältes Bistro, in
dem Beinahemodels Hamburger oder Cocktails servieren, noch als Bistro
durchgehen kann.
Fazit: Nur die Szenebar überlebt.
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