Mittwoch, 16. März 2016

Deutsche Apotheker Zeitung: SOCIAL DRUGS: Verbessert Alkohol das Gedächtnis?

Bereits einige Gläser Wein oder ein paar Bier können das Erinnerungsvermögen beeinträchtigen. Manchmal hilft Alkohol dem Gedächtnis aber auch auf die Sprünge. Wie, erklärt Neuro-Wissenschaftler Dean Burnett in seinem neuen Buch „The Idiot Brain“. Kann das sein? 

Sogenannte Social Drugs, wie Alkohol oder Coffein, sind weit verbreitet. Ihre gesundheitsschädliche Wirkung bei übermäßigem Konsum ist allgemein bekannt. Dass sie aber unter besonderen Umständen dem Menschen helfen, sich zu erinnern, wissen wohl die Wenigsten. Der Neurowissenschaftler Dean Burnett, Dozent an der Cardiff University, erklärt in seinem Ende Februar erschienenen Buch „The Idiot Brain“ genau dieses Phänomen.
Dabei handelt es sich keineswegs um eine neue Entdeckung. Burnett greift ein Thema auf, das die Wissenschaft schon seit langem beschäftigt. Untersuchungen zum Einfluss von Alkohol auf das Erinnerungsvermögen wurden beispielsweise bereits 1969 von dem Psychiater Donald W. Goodwin an der Washington University School of Medicine durchgeführt und im Fachjournal „Science“ veröffentlicht.

Klappt auch mit Kaffee

Erinnern wird durch verschiedene Faktoren beeinflusst: Ein bestimmter Ort etwa kann Erinnerungen wachrufen, die genau dort entstanden sind. Dieses Phänomen beschränkt sich jedoch nicht nur auf äußere Einflüsse, sondern gilt auch für innere. Wird eine Information bei niedrigem Alkoholspiegel abgespeichert, sieht das Gehirn den Rausch als Teil dieser Information an. Neben der reinen Information wird ein bestimmter neurologischer Zustand eingeprägt (Zustand A), der aus einer veränderten Hirnaktivität resultiert. Ein späterer Abruf der Erinnerung fällt dann unter Alkoholeinfluss und in ähnlichem neurologischem Zustand leichter. Dieser Vorgang wird in der Psychologie zustandsabhängiges Lernen und Erinnern genannt. Zustand A wird nicht nur durch Alkohol ausgelöst, sondern funktioniert auch mit anderen Stimulanzien wie Koffein.

Einfluss der Gemütslage

Neben zugeführten Substanzen kann auch die Gemütslage das Gedächtnis beeinflussen. Durch eine spezifische Stimmung werden chemische und elektrochemische Aktivitäten ausgelöst. Diese können vom Gehirn erkannt werden. Auch hierbei handelt es sich nicht um ein neues Phänomen. Psychologe Gordon H. Bower von der Stanford University schrieb dazu 1981 im Journal „American Psychologist“, dass Personen sich besser an Geschehnisse erinnern könnten, wenn während dem Abrufen der Erinnerung die gleiche Ausgangsstimmung hergestellt würde wie bei ihrer Entstehung.
Geht es um Erinnerungen, sind äußere und innere Zustände des Entstehens also gleichermaßen wichtig. So wie die Umgebung können auch verschiedene Substanzen oder Gemütslagen das Gedächtnis beeinflussen.

Nicht gegeignet zum Gedächtnistraining

Verbessern Social Drugs nun also das Gedächtnis? Die Antwort darauf lautet: Nein. Sie verbessern das Gedächtnis nicht, können aber beim Abruf einer Information helfen, wenn sie als Teil der Information abgespeichert wurden. Regelmäßiger Alkoholkonsum eignet sich also nicht als Gedächtnistraining. 


Fazit: Trinker lösen gerne Kreuzworträtsel.


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