Samstag, 9. April 2016

Rhein-Lahn Zeitung: Gin Tonic: Aus Medizin wird ein In-Getränk: Geschichte Im 18. Jahrhundert befand sich fast ganz England im Alkoholrausch - Mit Tonic Water gegen Malaria

Ein Gin Tonic ist so zeitlos und klassisch, wie das Kleine Schwarze in der Modewelt -  er passt zu allem. Vor einigen Jahren noch war das Image des Longdrinks etwas angestaubt, aber momentan erlebt er eine Renaissance in Bars auf der ganzen Welt.

Die beiden Bestandteile, Gin und Tonic Water, passen nicht nur hervorragend zusammen, sie haben auch eine gemeinsame Vergangenheit im medizinischen Bereich. Der in Hanau geborene Mediziner Franciscus Sylvius, auch bekannt unter dem Namen François de la Boe, entwickelte im 17. Jahrhundert in Holland Tropfen auf Basis von Alkohol und Wacholderbeeren gegen Magenbeschwerden. Diese Medizin nannte er Genever, nach dem französischen Wort genévrier für Wacholder. Doch nicht nur Personen mit Magenbeschwerden tranken gerne Genever, und die Spirituose trat einen Siegeszug durch die Tavernen Hollands an. Richtig populär wurde er allerdings erst, als die Briten den Genever mit auf ihre Insel nahmen. Sie hatten die Holländer im Spanisch-Holländischen Krieg unterstützt und dabei das alkoholische Getränk zu schätzen gelernt. In England bekam er auch seinen heutigen Namen: Gin. Den kann man auch nach ein paar Gläsern desselbigen noch problemlos aussprechen.

Im frühen 18. Jahrhundert erlebte der Gin beim ersten Gin-Act seinen Durchbruch, nachdem die britische Regierung die nicht lizenzierte Gin-Produktion erlaubt und gleichzeitig schwere Strafen auf alle importierten Spirituosen verhängte hatte. Der Markt für qualitativ minderwertigen Korn -  nicht gut genug zum Bierbrauen, aber ausreichend gut für die Gin-Destillation -  war geschaffen. Gin wurde zum Getränk der Armen. Besonders in London schossen die Brennereien wie Pilze aus dem Boden. Das Land war im Alkoholrausch, es kam zu Massenalkoholismus und Ausschreitungen. Diese Zeit wird auch als " Gin Craze"  bezeichnet. Der zweite Gin-Act 1751 schob dem einen Riegel vor. Die Regierung zwang die Brennereien, ihre Waren nur an lizenzierte Händler zu verkaufen, unterstellte die Gin-Geschäfte der Gerichtsbarkeit. Diese Regelung steigerte nachhaltig die Qualität des Gins, der nach und nach auch von den vornehmeren Gesellschaftsschichten getrunken wurde. Eine sehr berühmte Gin-Tonic-Trinkerin war beispielsweise Queen Mum.

Auch Tonic Water war einst als Medizin erdacht. Der hohe Chiningehalt bot einen guten Schutz gegen Malaria und machte es unverzichtbar als Standardausrüstung vieler europäischer Kolonialarmeen. Das weiße Chininpulver in Wasser gelöst hat allerdings einen sehr bitteren Geschmack. Angeblich waren es britische Kolonialherren in Indien, die diesen durch einen guten Schuss ihrer Lieblingsspirituose Gin abschwächten und damit den berühmten Gin Tonic erfanden. 


Fazit: Trinker heben die medizinische Wirksamkeit von Gin-Tonic hervor.

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