Montag, 25. April 2016

onetz.de: Mädels holen bei Alkohol auf

Mädels im Teenageralter holen auf. Leider auch im negativen Sinne. Nämlich was Aggression, Komasaufen und Drogengenuss betrifft. Warum? Dafür hat Diplom-Psychologe Gunter Hannig mehrere Erklärungen.

Die Wichtigste: "Alkohol ist heute für Elf-, Zwölfjährige wesentlich leichter zugänglich als vor 20 Jahren." Die Trennung der Altersgruppen sei nicht mehr so strikt wie früher. "Da kennt ein elfjähriges Mädchen einen 13-jährigen Jungen, der kennt einen 16-jährigen und der einen 19-Jährigen." Der älteste besorgt den Alkohol, und der wird dann nach unten durchgereicht. Deshalb würden durchaus schon mal 11-/ 12-jährige Mädchen alkoholisiert auf Spielplätzen oder anderen Treffpunkten für Jugendliche angetroffen.

Per E-Mail oder Brief


Leichter erhältlich. Das gelte heutzutage auch für Drogen wie Crystal Meth oder Kräutermischungen. Auch Letztere seien höchst gefährlich und für Jugendliche leicht zugänglich. Entweder ein 16-jähriger Freund besorgt das über seinen E-Mail-Account, oder die 14-Jährige wickle das Geschäft auf dem Postweg ab, konstruiert Hannig Beispiele. "Vielen Eltern ist nicht bewusst, dass das so einfach geht."

Um hier noch effektiver helfen zu können, plant die Erziehungsberatungsstelle der Katholischen Jugendfürsorge gemeinsam mit dem Sozialpsychiatrischen Dienst, der Suchtambulanz der Caritas und der Institutsambulanz des Bezirks einen Kooperationsvertrag sowie den Ausbau des Netzwerks mit Unterstützung der Jugendämter und des Bezirksklinikums Wöllershof.

Was die Aggressionen betrifft: Die waren bei 6- bis 14-jährigen Mädels letztes Jahr in zehn Prozent aller Fälle die Ursache für die Inanspruchnahme der Erziehungsberatung. "Mädels holen auf", stellt Gunter Hannig hierzu fest. Bei den gleichaltrigen Jungs liegt der Anteil jedoch bei 40 Prozent - und damit immer noch deutlich höher. Dazu kommt: "Mädchen richten ihre Aggressionen häufig gegen sich selbst", sie fügen sich zum Beispiel Schnittverletzungen zu.

Trennung und Scheidung zählen bei den 3- bis 6-Jährigen und bei den 6- bis 14-Jährigen mit 40 Prozent (Mädchen) bzw. 30 Prozent (Jungen) zu den häufigsten Auslösern für eine Beratungsstelle. Dazu kommt die Unsicherheit von Eltern in Erziehungsfragen. Aber auch - wie der Jahresbericht 2015 aufzeigt - die steigende Zahl hochstrittiger Trennungsfälle. Das heißt, die Eltern liegen im Dauerstreit, werden letztlich vom Gericht an die Erziehungs- und Familienberatung verwiesen. "Diese Kinder haben natürlich eine schlechtere Prognose", bedauert Hannig.

Trennung häufig Auslöser


Überhaupt ist die Familiensituation häufig der Auslöser dafür, dass Kinder oder Jugendliche Unterstützung benötigen. "Fast 60 Prozent der von uns betreuten Familien sind von Trennung oder Scheidung betroffen. Leider kommen nur wenige schon im Vorfeld zu uns, um sich Rat zu holen", bedauert der Psychologe.

Dass die Fallzahlen in der Einrichtung mit 469 Familien und jungen Menschen 2015 erstmals seit Jahren zurückgingen, führt Gunter Hannig unter anderem auf die bessere Versorgung für Kinder und Jugendliche im psychosozialen Bereich zurück. "2014 haben sich drei Psychotherapeutinnen in Weiden, Altenstadt und Parkstein neu niedergelassen."

Denkbar sei aber auch, dass Ärzte oder Behörden aufgrund der bekanntermaßen schwierigen Personalsituation in der Einrichtung weniger Ratsuchende vermittelt hätten, meint Diplom-Pädagogin Regina Träger. Dr. Beate Schildbach, die frühere Leiterin, war schwer krank und ist im Juli verstorben (der NT berichtete). Außerdem waren zwei Teilzeitstellen in der zweiten Jahreshälfte unbesetzt. Im Oktober wurde Gunter Hannig als früherer Stellvertreter zum neuen Leiter berufen. Seit Januar wird das Team außerdem durch Hanna Rothbauer und seit Februar durch Sieglinde Schöpf verstärkt. Die Diplom-Psychologin und die Sozialpädagogin (BA) füllen jetzt die Teilzeitstellen (jeweils 75 Prozent) aus.

Kürzere Wartezeiten


Weniger Fallzahlen führten auch zu kürzeren Wartezeiten: In etwa 75 Prozent aller neuen Fälle startete die kontinuierliche Beratung innerhalb eines Monats. Die restlichen 25 Prozent mussten sich zwei bis drei Monate gedulden, während es in früheren Jahren oft drei bis sechs Monate waren. Hannig dazu: "Wir hoffen, wir können das neue Niveau halten."


Fazit: Borderline und Suff gehen oft Hand in Hand.

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