Dienstag, 22. März 2016

Frankfurter Allgemeine Zeitung: Keine Weinprobe ohne Sekt



Der südbadische Weinbautechniker Markus Büchin kennt sich mit Wein aus. Auch wenn der Wunsch nahelag, hat er sich den Bau eines eigenen Winzerbetriebes lange überlegt.

Am Ortsausgang von Schliengen im südlichen Markgräflerland, etwa 20 Kilometer von der schweizerischen Grenze entfernt, hat Markus Büchlin einiges vor. Dort will der 36 Jahre alte gelernte Weinbautechniker sein eigenes Weingut bauen. Einen langgestreckten, zweigeteilten Bau - einen Verkaufsraum mit Galerie, daneben die Produktions- und Lagerhalle. Im September, rechtzeitig zur Traubenernte, soll dann alles fertig sein. “Künftig werden Weinproben zwischen den Edelstahltanks angeboten“, sagt Büchin. Er ist seit dem Jahr 2007 zunächst nebenberuflich selbständig gewesen. Er hat nun vor kurzem den Schritt gewagt, sein eigenes Weingut aufzubauen.

Er geht dabei nicht den klassischen Weg, einen bestehenden Betrieb zu übernehmen. In den Neubau investiert er rund zwei Millionen Euro. Schwierigkeiten habe er keine gehabt, die notwendige Finanzierung durch die örtliche Ban zu bekommen. “Normalerweise wird die Landwirtschaft ja etwas kritisch angesehen“, sagt der junge Winzer, der bislang seine Weine in der Winzergenossenschaft Haltingen ausgebaut hat. Dort hat er bis vor kurzem hauptberuflich auch als Kellermeister gearbeitet.

Schon während der Schulzeit sei für ihn klar gewesen, dass er einmal einen landwirtschaftlichen Beruf ergreifen wolle. Dabei stammt Büchin nichtveinmal aus einer Winzerfamilie. Sein Großvater hatte zwar einen landwirtschaftlichen Betrieb, zu dem auch ein paar Weinberge gehörten. Aber die habe er verkauft, erzählt der Vater von drei Kindern, der zusammen mit seiner 31 Jahre alten Frau, einer Hebamme, das Weingut Büchin aufbaut.

Nach der Ausbildung zieht es ihn ein Jahr nach Südafrika. Dort werde anders mit dem ThemaxWein umgegangen als in Deutschland: “Da wird nicht nur nach dem Zuckergehalt geschaut.“ Neben dem Mostgewichts des unvergorenen Teaubensafts wird beispielsweise auf den Säuregehalt geschaut. Der Badener ist während seines Auslandsaufenthalts auf einem Gut tätig gewesen, das von einer schweizerischen Familie betrieben wird. Er habe dort alles gemacht. Dort lernt er auch Traubensorten kennen, die in seiner badischen Heimat nurväußerst selten angebaut werden wie die rote Rebsorte Syrah. Sie zählt zu den edelsten Sorten überhaupt.

Mit 25 Jahren wird er schließlich Kellermeister bei der Winzergenossenschaft Haltingen. Damals der jüngste in Deutschland. Wenig später fängt er an, selbst Wein zu machen. Angefangen habe er mit einem Hektar Rebfläche. Heute sind es insgesamt 18 Hektar. Damit liegt Büchin im Mittelfeld der privaten Weingüter im Markgräflerland. Seine Hauptrebsorten sind Gutedel und Spätburgunder, gefolgt von Grau- und Weißburgunder. Hinzu kommen Syrah und Sauvignon blanc.

Einen Teil der Anbaufläche habe er gepachtet, sagt Büchin. Seine Weinberge liegen zwischen Weil am Rhein und Bad Krozingen. Und in der Mitte befindet sich die rund 7000 Einwohner zählende Gemeinde Schliengen, in der es insgesamt zehn Wringüter inklusive der örtlichen Genossenschaft gibt. Inzwischen verkauft Büchin seine Weine an mehr als 40 Händler in ganz Dutschland sowie in einem kleinen Geschäft vor Ort. Im vergangenen Jahr habe er 140 000 Fladchen abgefüllt.

De Weg zum hauptberuflichen Winzer sei jedoch nicht immer einfach gewesen. Zu Beginn des neuen Jahrzehnts habe er sich auch schon einmal kurz überlegt, das Ganze wieder aufzugeben. Das Problem war der Aufbau eines Kundenstamms: zunächst habe es nur sehr wenige Kunden gegeben. Und nicht jeder bestelle zudem gleich. Privatkunden zu gewinnen sei ein langwieriger Prozess, sagt Büchin. Deshalb habe er von Anfang an auf den Weinfachhandel und die Gastronomie gsetzt.

Im vergangenen Jahr hat Büchin einen Umsatz von 500 000 Euro gemacht. Rund 60 Prozent der Erlöse werden mit Weißwein gemacht, der Rest mit Rotwein. Winzersekt bietet er gleichfalls an. “Das ist die wichtigste Plattform bei Weinproben. Ohne Sekt geht keine Weinprobe“, sagt Büchin. Das Weingut besteht aus ihm, seiner Frau, die für die Buchhaltung zuständig ist, und drei Angestellten. Im April komme ein weiterer Mitarbeiter hinzu. Ein Angestellter kümmere sich nur um das Marketing. Dabei habe die Vermarktung eine sehr hohe Prorität. Von sich selbst sagt der Winzer: “Ich kann nicht nur im Keller oder im Büro sein. Ich muss raus.“ Aberxauch dort draußen macht er Marketing. So bietet er gemeinsam mit der Genossenschaft im Nachbarort Weinwanderungen an, bei denen die edlen Tropfen zugleich verköstigt werden.

Um seinen noch etwas versteckt liegenden Laden bekannter zu machen, hat sich Büchin ebenfallscetwas einfallen lassen: Zweimal im Jahr findet vor seinem Ladenlokal ein Fest statt. Da kämen immer so etwa um die 1000 Personen, berichtet er. Mithilfe solcher Veranstaltungen gelinge es verstärkt, Privatkundschaft zu gewinnen. Über das Internet, also einen Online-Shop, verkauft der noch junge Winzer seine aber nicht. Aberxdie sozialen Netzwerke Facebook & Co. seien für die Vermarktung wichtig und ein sehr bedeutender Informationskanal, denn der Weinbautechniker bedient eine eher junge Klientel. Die meisten Menschen, die sich für sein Angebot interessierten, seien zwischen 30 und 40 Jahre alt. Und dievfinden ihn bald in seinen neuen Verkaufsräumen in Schliengen.


Fazit: Da hat der Weinbautechniker dem FAZ-Verlag sicher etwas Kohle gelatzt.





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