Wenn man wissenschaftliche Studien liest, tun einem meistens die Probanden leid, die das alles mitmachen müssen. Sie schlucken Placebopillen, gegen ein Leiden, auf dessen Besserung sie hoffen. Sie schlafen verkabelt in Labors und werden, kaum dass sie das geschafft haben, für Messungen wachgerüttelt.
Es gibt Ausnahmen, Studien, deren Bedingungen auch von der Bezahlung abgesehen angenehm klingen. Aber selten klingen sie so gut wie bei einem Versuch, den Psychologen an der Universität von Kalifornien in Santa Barbara durchgeführt haben.
Es ging um die Frage, was es bringt, auf einen Schlag auf ein rundum gesünderes Leben umzusteigen. Also nicht mit ein wenig Sport zu beginnen, sondern mit viel Sport plus Meditation, plus besseren Nachtschlaf und so weiter.
31 Studenten der Universität wurden rekrutiert, 16 Männer und 15 Frauen, alle Anfang 20, und in zwei Gruppen aufgeteilt. 16 sollten abwarten. Pech gehabt, ihre Daten dienten später als Vergleichsmaterial, um die Erfolge der anderen zu messen. 15 Studenten hatten Glück und und durften mitmachen. Das Experiment dauerte sechs Wochen, es gab fünf Stunden Programm am Tag - ein Wellnessprogramm. Der Tag begann mit einer Stunde leichtem Sport, dazu Musik, auf den Atemrhythmus abgestimmt. Es folgte eine Stunde Achtsamkeitstraining. Die Studenten meditierten oder versuchten, unter Anleitung ihr Mitgefühl oder ihre Freundlichkeit zu steigern. Danach hörten sie anderthalb Stunden lang Vorträge über Schlaf oder Ernährung. Dann trainierten sie noch mal anderthalb Stunden, vor allem Yoga oder Pilates.
In den sechs Wochen sollten die Teilnehmer außerdem pro Nacht acht bis zehn Stunden schlafen, höchstens ein Glas Alkohol am Tag trinken, gesund essen und noch zweimal allein trainieren, das war vielleicht der anstrengendste Teil. Es sollten intensive Trainingseinheiten sein.
Bringt es etwas, sein Leben so umzuwerfen? Wenig erstaunliche Erkenntnis: klar. Die Muskeln wurden flexibler, einige Blutwerte der ohnehin gesunden jungen Leute verbesserten sich. Auch ihr Arbeitsgedächtnis wurde besser, ihre Konzentrationsfähigkeit stieg, sie lasen Texte hinterher genauer als die Untrainierten aus der Vergleichsgruppe. Die Laune und das Selbstwertgefühl stiegen. In den Gehirnen der Trainierten fanden sich deutliche Veränderungen, vor allem in Teilen der Großhirnrinde, die für die Körperwahrnehmung zuständig sind.
Aber was passiert nach so einem Umbruch? Hier war die Erkenntnis erstaunlicher. Die Studenten bekamen nach Ende des Programms keine Anweisungen, keine Kurse, kein Training, keine Vorschriften mehr. Noch einmal sechs Wochen später waren ihre Werte und ihre Laune immer noch deutlich besser als vor dem Experiment, auch die neuen Verknüpfungen im Gehirn waren noch da. Sie lebten weiterhin gesünder als vorher.
Die Testgruppe war klein, und noch einmal sechs Wochen gesund zu leben, das ist nicht lang. Die Forscher schränken ihre Erkenntnisse selbst als vorläufig ein. An der kleinen Gruppe aber habe sich gezeigt, wie schnell und umfassend Menschen ihr Leben verändern können. Sie glauben, der Trick könne tatsächlich darin liegen, nicht eine Veränderung nach der anderen, sondern viele Dinge auf einmal anzugehen.
Fazit: Eine Veränderung des Lifestyles manifestiert sich im Gehirn.
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